Morano Calabro – Cività
- Cerchiara
-Der Pollino-Nationalpark und die albanischen
Bergdörfer-
Der gesamte Pollino-Nationalpark umfasst eine
Fläche von ca. 200 000 ha und stellt die natürliche
Grenze zwischen der Basilicata und Kalabrien dar. Etwa 100 000
ha des Nationalparkes befinden sich auf kalabresischem Gebiet
und umschliessen eine schier endlose Kette von Bergen und Hochebenen,
die in gigantischen Kalkgipfeln enden, umgeben von einer unglaublich
abwechslungsreichen Vegetation, die von unzähligen Panzerpinien,
über Tannen und Buchen bis hin zu Ahorn- und Kastanienbäumen
reicht. Der seit 1993 zum Nationalpark erklärte Pollino weist
verschiedene Charaktere auf und erscheint teilweise wild, unerforscht
oder mythisch. Diese verschiedenen Facetten des Parks gestalten
ihn geheimnisvoll und heben damit seinen Reiz hervor. Doch neben
der prächtigen Natur besticht der Pollino auch durch die
Schönheit seiner Ortschaften, die von Geschichte, Kunst und
antiken Traditionen erzählen, die nicht zuletzt auf die albanische
Bevölkerungsgruppe zurückzuführen sind, die sich
in den Bergdörfern des Pollino niedergelassen hat und hier
nach wie vor nach ihrer eigenen Kultur und ihren eigenen Traditionen
lebt.
Wir beginnen unseren Ausflug
mit dem Besuch des kleinen, in fast 700 m Höhe gelegenen
Bergdorfes Morano Calabro, das aus einem Labyrinth aus Mauern
und Treppenwegen besteht. Nach einem Spaziergang durch das
Gassengewirr erreichen wir oberhalb des letzten Hauses die
Reste der Kastellruine, von der aus wir einen unvergesslichen
Rundblick auf das Bergpanorama des Pollino genießen.
Unterhalb der Kastellruine liegt das Besucherzentrum „Il
Nibbio“, das untermalt von Geräuschen aus der
Natur einen sehr realitätsnahen Einblick in die Tier-
und Pflanzenwelt des Pollino vermittelt. Ausführliche
Erläuterungen und ein sehr interessanter Videofilm
geben der Vorfreude auf eine Entdeckungstour in die faszinierende
Welt des Monte Pollino Nahrung.
Wir setzen unsere Entdeckungstour
dann auch fort in Richtung Cività, einem beschaulichen
Dörflein mit auffällig vielen Schornsteinen, das
mit Sicherheit zu den interessantesten albanischen Dörfern
Süditaliens zählt.
Am Ostersonntag findet hier
eine Prozession mit volkstümlichen albanischen Liedern
statt und am Dienstag nach Ostern wird die Vallja, ein uralter
albanischer Tanz in historischen Trachten getanzt. Wir besuchen
das Museo Etnico Arberesh, das eine Sammlung von Bildern
und Objekten der albanischen Kultur in Italien enthält.
Naturfreunde kommen bei unserem kurzen Abstecher in die
wilde Schlucht des Raganello-Flusses auf ihre Kosten. Angesichts
der beim Hochwasser 1998 eingestürzten 37 m hohen Teufelsbrücke
aus der Römerzeit bekommt so mancher ein mulmiges Gefühl
im Bauch. Danach fahren wir in das nahegelegene Frascineto
und besuchen die Mostra del Costume Arbereshe, eine sehenswerte
Ausstellung über albanische Trachten im Pollino-Gebiet.
Unweit des inmitten
des Pollino-Massivs treppenförmig an den Hang gebauten
Dörfchens Cerchiara befindet sich die Wallfahrtsstätte
Santa Maria dell’Armi, die in 1015 m Höhe an
den Hang des Monte Sellaro gebaut wurde. Die kleine Kirche
wurde im 15. Jh. um eine basilianische Grotte herum errichtet
und später zum Konvent erweitert. Seit nunmehr 200
Jahren haben auch die letzten Mönche die Wallfahrtsstätte
verlassen, weshalb nur noch an Festtagen Gottesdienste stattfinden.
Im Inneren der Kirche befinden sich einige Fresken, wie
auch eine wunderschöne Kapelle aus Marmor, auf deren
Altar das auf einen dunklen Stein gravierte Bild der Madonna
dell’Armi zu sehen ist. Der Legende nach erschien
das Antlitz der Madonna von selbst auf einem Stein, den
zwei Bauern mit dem Hammer zerschlugen. Die gesamte Gegend
ist reich an Karstgrotten, die den ersten Bewohnern als
Unterschlupf dienten. Besonders hervorzuheben ist in diesem
Zusammenhang die „Grotta delle Ninfe“ (Nymphengrotte)
im Tal des Caldanelle-Flusses, die aufgrund ihrer schwefelhaltigen
Quellen als Thermalschwimmbad genutzt wird. Die 29°C
warmen Schwefelquellen treten aus dem Karstgebirgsstock
an die Erdoberfläche und der weiche schwarze Lehm aus
der Höhle ist ideal für Fangokuren zur Behandlung
von Hautallergien. Bereits in der Antike badeten hier die
Bewohner von Sibari, um ihre Gesundheit und Schönheit
zu pflegen.
Heute ist vor der Höhle ein kleiner Badebetrieb mit zwei
Schwimmbecken eingerichtet. Wir besichtigen die Grotte und
wer möchte, kann sich gern am eigenen Leib von der
wohltuenden Wirkung dieser Wellness-Oase überzeugen.